Für das Titelbild danke ich den Stempelschnitzern von damals in Yogyakarta. Ich ließ viele Stempel schnitzen…
87 Tage sind eine lange Zeit voller neuer Eindrücke. Ich werde nur einige ausgewählte hier vorstellen.
Vom 10.12.1989 bis zum 06.03.1990 verbrachte ich 3 Monate eines ganzen Reisejahres mit damaliger Partnerin und 5-jähriger Tochter in Indonesien. Weil das Touristenvisum aber nur 2 Monate gültig ist, mussten wir nach Ablauf dieser zwei Monate raus und wieder einreisen. Die damals günstigste Option war ein Flug von Jakarta nach Kuala Lumpur. Von dort per Bus nach Singapur und per Schnellboot nach Tanjung Pinang. Die Fahrt zurück nach Indonesien machten wir mit einem Boot bis Pekanbaru auf Sumatra.
Ankunft am 22.02.1990 im Hafen von Pekanbaru (Sumatra) mit einem ziemlich heruntergekommenen Flussschiff. Aber wir kamen an – und die Stimmung war bestens.

Man muss vielleicht noch erwähnen: Es gab keine Planung im Vorfeld. Als Backpacker hatten wir alles dabei und wir entschieden alles spontan. Beim Abflug hatten wir außer unserem Gepäck nur Hin- und Rückflugtickets. Auf diese Weise drei Monate mit Kind auf der anderen Seite des Erdballs – das war schon eine heiße Nummer, die ich aber auf jeden Fall wieder machen würde!
Den dritten Monat verbrachten wir dann auf der Strecke Kuala Lumpur, Malakka, Singapur, Tanjung Pinang, Pekanbaru (Sumatra) und Jakarta (Java).
Die Erinnerungen, die ich davon mitgebracht habe, sind auf 270 Doppelseiten DIN A4 handschriftliches Tagebuch mit vielen Originalbelegen, die das Ganze zur Collage machen und in einem Fotoband.

Meine Arbeit wird darin bestehen, das so aufzubereiten, dass es allgemein interessant zu lesen sein wird.
10.12.1989
Mit der SAUDIA über Jeddah nach Jakarta. Super Service.

Ich hatte mir zuhause viele Informationen zu Höhlen in Indonesien kopiert und hatte etwa 150 Seiten einseitige DIN A4-Kopien dabei.
Die leeren Rückseiten benutzte ich als Tagebuch. In Jakarta ließ ich am ersten Tag das Ganze binden und hatte dann ein fettes Tagebuch zur Verfügung, dessen kopierte Seiten auch dazu einluden, alle möglichen Erinnerungen einzukleben. Weil die 150 freien Seiten nicht reichten und weil ich in Indonesien weitere speläologische Literatur kopierte, entstand damit der zweite Band, den ich auch als Tagebuch brauchte.
Natürlich gibt es im Tagebuch eine ausführliche Liste aller Gepäckstücke und deren Inhalt. Jeder von uns Erwachsenen hatte außer dem Rucksack noch 2 weitere Taschen zu tragen – ich auch einen wasserdichten Aluminium-Fotokoffer mit rund 10 kg Gewicht. Zu den 20 kg auf dem Rücken und hin und wieder einer weiteren Tasche konnte ich damit keine Rennen mehr laufen. Die kleine Hannah hatte ihren eigenen leichten kleinen Rucksack.
Auf dem Flug lernte ich mit ihr schon indonesisch – Bahasa Indonesia. Weil mit dieser künstlichen Sprache ein Riesenvolk mit Hunderten von Inseln, Kulturen und Sprachen geeint werden sollte, und weil auf viele Analphabeten Rücksicht genommen werden musste, ist diese Sprache aus lokalen Sprachen möglichst einfach konstruiert und hat so wenig Grammatik wie nur möglich. Außerdem wird sie mit lateinschen Buchstaben geschrieben und die Lautsprache entspricht der Schriftsprache.
Viele Begriffe kennen wir schon:
Der Orang utan ist der “Mensch aus dem Wald” – orang = Mensch, utan = Wald.
Nasi goreng kennt wohl fast jeder. Nasi = Reis, goreng = gebraten.
Und weil nasi puti der weiße Reis ist, sind wir orang puti = weiße Menschen.
Matahari kennen ebenfalls viele. Mata = Auge und hari = Tag.
Matahari ist also das Auge des Tages = die Sonne.
Es gibt keine Endungen für die Mehrzahl. Der Begriff wird einfach verdoppelt: anak = Kind, anak anak (oder anak2) = Kinder.
Dann müsste Mata mata die Mehrzahl von Auge sein – bedeutet aber auch die Intensivierung des Sehens = der Spion.
Wenn eine Spionin dann auch noch schön wie die Sonne ist, muss sie natürlich Matahari heißen.
Es gibt also viele Bezüge, an die wir andocken können, wenn wir uns die indonesische Sprache aneigenen wollen. Wenn man drei Monate im Land verbringt, geht das ziemlich schnell. Sogar die kleine Hannah feilschte mit den Händlern um ihr Schoki auf indonesisch wie die Profis auf dem Bazar.
satu, dua, tiga, empat, lima, enam, tudju, delaban, sembilan, sepuluh –
das sind die Zahlen von 1 – 10. “se” ist die Vorsilbe, die auch 1 bedeutet.
seorang = ein Mensch, sehari = ein Tag.
puluh bedeutet also “-zig”. Dann wird nur noch zusammengesetzt:
sepuluh = 10
lima puluh = 50.
ratus = hundert, ribu = tausend.
duaribu duapuluh lima = 2025.
“Selamat” ist der gute Wunsch, an den einfach noch ein Wort angehängt wird, um den Wunsch zu präzisieren:
Weil jalan = Straße bedeutet, heißt selamat jalan = Gute Reise.
Natal = Weihnachten, selamat natal bedeutet also “Frohe Weihnachten”.
Pagi = Morgen, selamat pagi heißt also “Guten Morgen”.
Malam = Abend, selamat malam = “Guten Abend”.
“Terima kasih” = Danke.
Und schon kannst Du Dich grob verständigen.
Mit 50 – 100 Vokalen kommst Du ganz gut über die Runden, d.h., Du kannst Dich grob durchsetzen. Und da sowieso die Fragen an Dich immer dieselben sind, hast Du die passenden Vokabeln schnell drauf.

Das sind rund 1500 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Jakarta über Jogyakarta und Surabaya nach Denpasar auf Bali.
11.12.1989
Wir landen also derart vorbereitet am 11.12.1989 zunächst in Kuala Lumpur (Malaysia) und danach in Jakarta. Nach einigen Problemen mit den Visa und dem Gepäck gehen wir auf die Suche nach einem Losmen (einfaches Gästehaus, viel von Backpackern genutzt). Und weil wir schon zu lange keine Dusche hatten und immer noch die schweren Jeans trugen, nahmen wir das erste passende – das Hostel JUSRAN. Eine Nacht zu dritt 8 DM.
12.12.1989
Jakarta, Monas (MONument NASional)

13.12.1989
Wir leben uns ins lokale Preisniveau der Hauptstadt ein (was auf dem Land noch günstiger werden sollte): Nasi goreng – 1,25 DM, Mie goreng – 0,75 DM, 0,4 L Tee – 0,30 DM, 1 Bier – 2 DM. Für ein Bier kann man 2-4x essen. Ein Nasi goreng wird später 50 Pfg kosten. Wir haben einen einfachen Umrechnungskurs: 1 DM = 1000 Indonesische Rupies.
Wir haben Regenzeit. Man muss täglich mit Regen rechnen – aber es bleibt dabei immer tropisch warm. Mit unserem Gepäck bin ich immer nass, entweder vom Schweiß oder vom Regen. Und dazu oft Wind. Kein Wunder, dass ich ständig mit einer Sommergrippe zu kämpfen habe.
Einkaufen und am Abend Briefaktion an Freunde.
14.12.1989
Besuch des MONAS mit Blick von oben auf die Stadt und Besuch der großen Moschee.
15.12.1989
Hauptpost Briefaktion (es gab noch keine E-Mail…)
KOMODO-Ausstellung im Kaufhaus Sarinah.

16.12.1989
Gambir-Station, der zentrale Bahnhof. Züge nach Bogor fahren stündlich. Danach in die Altstadt und ins Museum. Wayang-Kulit-Museum, Zugbrücke, Segelschiff-Hafen, Schiffsrundfahrt, Vergnügungspark (buka 24 jam = rund um die Uhr offen), Restaurant.
17.12.1989
Heute gehen wir in den Taman Indonesia, den Vergnügungspark, der auch hohen Bildungswert hat. Es gibt einen großen See, in dem Indonesien mit allen Inseln nachgebildet ist. Um den See sind alle wichtigen indonesischen Kulturen mit Häusern dargestellt. Über das Ganze führt eine Gondel-Seilbahn. Diese sollte man zuerst nutzen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ich halte das für ein Muss als Tourist.

Bali
Sumatra


Bali-Bereich, von der Gondel aus gesehen

Borneo-Langhaus, von der Gondel aus gesehen
An vielen Stellen in der Stadt ist Musik. Auch im Bus wird musiziert.
Im Jusran essen wir zu Abend und hören danach – wie jeden Abend – die Nachrichten über die Deutsche Welle auf Kurzwelle.
18.12.1989 – 9. Tag von 87 Tagen
Fahrt mit dem Zug nach Bogor, 1,5 Stunden.
Highlights dort:
* Botanischer Garten
* Teeplantagen
* Taman Safari mit Streichelzoo
Da der Botanische Garten in Bogor von den Holländern schon 1817 angelegt wurde, findet man dort wohl alle Baumsorten Indonesiens in vollem Wuchs. Es ist ein sehr schöner Ort, um die Natur Indonesiens stressfrei kennenzulernen, da viele Bereiche parkähnlich gepflegt sind. Bogor ist die regenreichste Stadt Javas. Man sollte sich also auf den Morgen beschränken oder gut ausgerüstet sein, um sich vor dem Regen zu schützen.



20-25 km von Bogor weg ist eine etwa 1000 ha große Teeplantage, die man sich ansehen sollte.
Wenige Kilometer davor ist der Taman Safari, ein großer Zoo besonderer Art, nicht zu vergleichen mit dem damals sehr heruntergekommenen Zoo in Jakarta. 170 ha, über 3.000 Tiere. Es werden Shows angeboten. Spektakulär waren die direkten Kontakte mit Groß-Raubkatzen, Orang Utans, Baby-Elefanten und vielen anderen Tieren. Ob das heute noch möglich ist, bezweifle ich.
500 m entfernt ist der 45 m hohe Jaksa-Wasserfall, den man sich ansehen sollte.





Vielleicht kann ich auch noch das Foto von mir mit dem weißen Tiger finden…
22.12.1989
Über die Dt. Welle können wir erfahren, dass das Brandenburger Tor offen ist und das Regime in Rumänien ist gestürzt. Was für ein Weihnachten in Europa.
Wir gehen heute ins Schwimmbad – eigentlich nur zum Plantschen im kalten Wasser. Schwimmen ist out. Der Islam ist hier zwar sehr gemäßigt – bremst aber doch deutlich.
23.12.1989
Wir haben Gelegenheit, privat mit dem Auto nach Yogyakarta mitgenommen zu werden. Die fast 1000 km ab Bogor werden zur Höllenfahrt.
Am Spätnachmittag kommen wir an und checken in einem typischen Traveller-Losmen, dem “Indonesia” ein. Es liegt nicht weit vom Bahnhof in einer Seitenstraße der Jalan Malioboro und direkt gegenüber der beiden Gassen (Gang 1 und Gang 2), in denen es super Restaurants gibt.
24.12.1989
Wir lassen uns per Rikscha zum Agastya fahren und sehen uns ein Wayang-kulit (Schattenspiel) an. Thema ist das Ramayana. Dazu Gamelan-Musik.

Abends gönnen wir uns ein Festessen:

4 Apfelsaft
3 Ananassaft
2 Bier
1 Spaghetti Bolognese (natürlich für die 5-Jährige…)
Avocado-Shrimp-Cocktail (Vorspeise)
Ananas-Käse-Salat
Gado-Gado (eigentlich ein volles Reis-Gemüse-Gericht, hier als Beilage)
Froschschenkel
Nasi Campur (Reisgericht)
Wir sind mehr als nur einfach satt – und das Essen war super!
Meine zwei Bier machen ein Viertel des Preises aus. Alles zusammen unter 16 DM.
Wir besorgen uns noch ein Flasche Reiswein (Likörqualität), um diesen – nach der Bescherung mit Hannah – mit anderen Gästen an diesem Heiligabend gebührlich zu entsorgen.
25.12.1989
Kraton (Sultans-Palast), Batikfabriken zunächst nur informatorisch, Vogelmarkt. Letzterer war – zumindest damals – spektakulär. Nach europäischen Vorstellungen absolut nicht duldbar – aber gerade deshalb wohl interessant.
Es gibt in Yogyakarta täglich kulturelle Aufführungen: Gamelankonzerte, Schattenspiel (wayang kulit), Puppenspiel (wayang golek) und Tempeltanz (wayang orang). Die Stadt ist voller Leben, Angeboten und Kultur.
In der Jalan Malioboro werden abends die vielen Stände unter den Arkaden vor den Geschäften abgebaut und die fliegenden Restaurants machen auf. Die lange Malioboro wird zur Fressmeile mit viel Live-Musik, fließendem mehrspurigen Verkehr, Pferdekutschen und Legionen von Mopeds.
Diese Aufnahme habe ich zwar an Weihnachten 2015 gemacht, zeigt aber die Atmosphäre der Malioboro.
Universitätsstadt und Kultur kommen hier in einer besonderen Art zusammen. Im Vergleich zu Jakarta für mich ungleich attraktiver.
Wer mehr von dieser Atmosphäre begreifen möchte, kann das HIER.
26.12.1989
Einkaufen.
27.12.1989
Wir treffen die Höhlenforscher aus Yogya, mit denen ich Kontakt angenommen hatte.

In einem rechtsgesteuerten alten VW-Kübel fahren wir nach Wonosri ins tropische Sinuskarstgebiet des Gunung Sewu.
Zunächst fahren wir nach Baron an die Südküste, wo eine große Quelle das Wasser aus dem Gunung Sewu ins Meer führt. Ich schnorchle dort, finde aber keinen betauchbaren Quellaustritt.
Der Strand ist auch alles andere als eine attraktive Badeküste. Am Zugang zur Beach stehen Tafeln mit der Anzahl von Toten, die es an diesem Strand in den letzten Jahren gab.

Dieser Strand ist das absolute Gegenkonzept zu dem, was man sich unter tropischer Beach vorstellt.
28.12.1989
Gua Jomblang – einer der typischen Schächte, die zu einem Flußlauf hinunter führen, 50 m Durchmesser und etwa ebenso tief. Wir bauen Seile ein und steigen teilweise in hängender Vegetation ab. Unten stehen wir als Zwerge mitten in der Blumenbank des häuslichen Wohnzimmers.

Wir steigen ab zum großen Höhlenportal, wo aus Platten ein Führungsweg gelegt ist. Es gab schon Gedanken, das Ganze zur Schauhöhle auszubauen.

Ein groß dimensionierter Tunnel führt zu einem zweiten Schacht.

Dieser mündet auf halber Höhe in den “Grubug” genannten Schacht. 40m über uns bricht das Sonnenlicht, durch Vegetation gebrochen in den flaschenhalsförmig sich erweiternden Schachtraum, der voller Gischt und Dampf des tosenden Wasserlaufs ist, der wiederum 40m tiefer über das Geröll in der Halle braust. Die Sonnenstrahlen brechen wie Laser durch den Nebel.
Allein dieser Anblick hat die Anreise gelohnt.



Wir steigen zum Wasser ab, in dem alles schwimmt, was zufällig ins Wasser gelangte, oder was ins Wasser entsorgt wurde.


Danach müssen wir einige Hundert Meter bis zum Siphon schwimmen. Bald wird nach der Faszination im Grubug klar, was es bedeutet, wenn es keine Kanalisation und keine Kläranlage gibt: Wir schwimmen im Abwasser. In einem Land, in dem jeder Bach oder Flusslauf als öffentliche Toilette oder auch als Autowaschanlage gilt, und das durch Karst geprägt ist, schwimmt alle Scheiße in die Höhle und kommt ungefiltert in der nächsten Quelle wieder raus. Und wir schwimmen Oberkante Unterlippe darin. Wir können nur hoffen, uns keine Infektion zu holen.

Rückweg, Aufstieg, Ausbau der Steigtechnik sind Routine.
Später kommt ein kräftiger Tropenregen. Ich habe es noch nie so genossen, unter dem Ablauf der Regenrinne vom Dach zu stehen und mich gründlich spülen lassen zu können.
Wir bleiben in Wonosari im Losmen, die Indonesier fahren nach Yogya zurück und kommen morgen früh wieder.
Heute habe ich wieder einiges hinzugelernt. Bahasa Indonesia hat viele Bilder. “jalan” heißt “Straße”, “jalan jalan” bedeutet nicht nur der Plural von Straße, sondern ist auch Synonym für “spazierengehen”. Das erinnert mich an “mata mata”, das nicht nur den Plural von Auge bedeutet, sondern auch Synonym für den Spion ist. Für das Spazierengehen gibt es auch Begriffe wie “die Augen waschen” oder “den Wind essen” (makan angin).
29.12.1989
Heute fahren wir zum Dorf Semuluh. Dort gibt es zwei Höhlen: Die “Gua Semuluh” und die “Gua Seropan”.
Letztere sollte für mich noch Bedeutung erlangen und mich immer wieder beschäftigen.
Diese Befahrungen sind dokumentiert im Artikel
https://speleo.franzjoerg.de/gua-seropan-semuluh-gunung-sewu-java/
Außerdem führte diese Befahrung zu einem Artikel in der “Yogya Post”.




Das ist die rudimentärste Höhlentauchausrüstung, mit der ich je bedeutendes Neuland entdecken konnte.
30.12.1989
Wir tauchen ohne die Indonesier die beiden Siphons der Seropan frei. Sie waren bisher nicht betaucht.
Das Losmen “Tilam Sari” in Wonosari war das Beste, das wir seit der Ankunft in Indonesien genutzt hatten. Zimmer für uns drei pro Nacht 5 DM und Tee, Kaffee und Wasser frei. Außerdem sehr sauber und aufmerksamer Service!
Die Indonesier holen uns ab und bringen uns nach Yogya zurück. Ich kann vom Neuland in der Seropan durch das Freitauchen der Siphons berichten.
In Yogya einkaufen und vorbereiten auf Silvester.
31.12.1989
Ich rufe morgens in Deutschland an. Dort ist 2 Uhr nachts. Für knapp 2 Minuten zahle ich 13 DM. (Das waren noch die Zeiten, als die internationale Verbindung nicht über das Handy mit WhatsApp lief, sondern allein über die Wählscheibe!).
Dieser Festtag wird in zwei Restaurants gefeiert: Nachmittags im NN in einem der schmalen Gänge gegenüber vom “Indonesia” und am Abend im “Leguan”, von dessen Terrasse man das Treiben auf der Malioboro sehen kann.
Nachdem wir bisher nur von Fahrrad-Nudelständen oder in Traveller-Lokalen gegessen hatten, ist dieses Silvesteressen schon eine Nummer exklusiver. Wir sind auch in einer größeren Runde von Travellern. Die Rechnung ist aber nur unsere…

01.01.1990
Im NN essen, das für uns inzwischen das Beste und Günstigste ist, das wir kennenlernen konnten.
Danach Batiken als Mitbringsel kaufen.
Und wir diskutieren über den weiteren Verlauf unserer Tour. Es soll zunächst auf jeden Fall nach Osten gehen. Bali ist das nächste Ziel. Am Liebsten würden wir bis Kalimantan und Neuguinea kommen – was wir aber nicht schaffen werden. Auch Borneo wird wohl nicht möglich werden.
02.01.1990
Briefe schreiben, Einkaufen und mit indonesischen Höhlenforschern diskutieren. Nebenbei eine Entzündung im Ohr vor der nächsten Tauchaktion auskurieren.
03.01.1990
Ausflug zum Borobudur. Dieser ist ein ungewöhnlich prächtiger buddhistischer Tempel und gilt als die größte buddhistische Tempelanlage weltweit. Gebaut vermutlich zwischen 750 und 850 wurde er durch einen Ausbruch des Merapi im Jahr 1006 bedeckt und wucherte mit Vegetation zu. 1814 wurde der Komplex wiederentdeckt; im Jahr 1835 brachten Europäer sie wieder ans Tageslicht. Ein Restaurierungsprogramm von 1973 bis 1983 brachte große Teile der Anlage wieder zu früherem Glanz. Der Borobudur gehört zum Pflichtprogramm im Bereich Yogya.



04.01.1990
Wir packen rund 8 kg Mitbringsel und Sachen, die wir nicht mehr brauchen in ein Paket und senden dies für 18 DM nachhause.
Danach fahren wir mit dem Bus nach Parangtritis, die Beach von Yogya.
Das Wetter ist bewölkt – nicht gerade beachgerecht. Hannah spielt begeistert mit Sand und Meer und wir genießen stundenlang die Atmosphäre und konsumieren: 5 Tee, 2 Reissuppen, 1 Mie goreng (gebratene Nudeln), 1 Cap cay mit Reis, 1 nasi putih mit telur mata sapi (für Hannah – weißer Reis mit Spiegelei), 4 Erdnussplätzchen, 1 junge Kokosnuss (kelapa muda). Alles zusammen 4 DM.
In Yogya gehen wir bei Dunkelheit noch in den Vergnügungspark und nutzen die Fahrgeschäfte.

05.01.1990
Ich lasse mir Stempel für meine Höhlenforscherarbeit machen. Nicht nur die Postleitzahl ist schon längst überholt – auch die gesamte Adresse.
Danach geht es mit den indonesischen Höhlenforschern zur GUA SEROPAN.
Ich habe für Spitsetzer und Seil gesorgt, um die Siphons für die Indonesier absichern zu können, was mit 30m Seil gerade gelingt. Das sorgt für die ersten Siphonfreitauchgänge indonesischer Höhlenforscher, 1 x 4 m und 1 x 10 m. Wir erkunden 250 m Neuland und kehren auf offener Strecke um.



Im NN sein Geld für Essen auszugeben, macht Spaß. Man bekommt ein supergutes Essen für wenig Geld. Allein das Bier ist so teuer wie ein ganzes Essen.
06.01.1990
Genau so viel Spaß macht es, Stempel schnitzen zu lassen.
Ich habe jetzt endlich einen copyright-Stempel als Höhlenfotograf und eine kleine Fledermaus als kostenlose Zugabe.


Ruhetag mit Schlemmerabend im NN.
Wir stellen fest, dass schon fast 4 Wochen unserer Tour um sind und wir haben bisher 900 DM ausgegeben, trotz der vielen Einkäufe. Damals haben für Unterkunft, Essen und Transport pro Person 5 – 10 DM täglich ausgereicht. Der Rest ist der “Luxus”, den wir uns zusätzlich geleistet hatten. Ich hatte damals keinen Bezug zu Hotels. Erst im Dezember 2015 sollte ich das Melia Purisani in einer Seitenstraße der Malioboro kennen- und schätzen lernen.
07.01.1990
Vorstoß in der GUA SEROPAN.
Ich begehe mit einem der Indonesier 750 m Neuland hinter den Siphonen. Die Schüttung in der Höhle schätze ich auf aktuell 1,2 Kubikmeter/sec. Raumformen von 5×5 bis 10×10 m. Wir gehen bis etwa 100m nach einer Staustufe durch Verbruch im Gangverlauf, über die das Wasser tost.
Heute ist der Artikel über mich in der Yogya Post erschienen, was mir beim Transport hilft. Ich werde auf der Straße erkannt.
08.01.1990
Der Wechselkurs liegt inzwischen bei 1 : 1038.
Wasserschloss und Vogelmarkt.
Die 5-jährige Hannah hat sich inzwischen eingelebt, ist super gut drauf und kokettiert mit ihren Sprachkenntnissen. Sie macht Bejac-Fahrer nach, die zu aufdringlich werden und feilscht wie im orientalischen Bazar.
Sie isst inzwischen mindestens 1 Pizza jeden Abend im NN, was das Küchenpersonal mit viel Lachen quittiert. Sie hat wohl einen Schub im Längenwachstum auszugleichen.
09.01.1990
Mit dem Zug über Surabaya nach Denpasar auf Bali. Surabaya ist nach 330 km etwa die Hälfte dieser Strecke. Danach geht es mit dem Zug nach Banjuwangi, umsteigen in einen Bus, mit dem es dann auf die Fähre nach Bali und schließlich nach Denpasar geht.
Zugfahrtkarte (wie früher bei uns) von Yogya nach Surabaya für ein Kind (Anak) 1,90 DM und für einen Erwachsenen 2,90 DM.
In Surabaya finden wir kein passendes Losmen und beschließen spät am Abend, auf den Bromo zu verzichten und gleich noch in der Nacht nach Denpasar weiterzufahren.
10.01.1990
Bei Sonnenaufgang erreichen wir mit dem Bus die Fähre.
Die junge Sonne über Bali und 4 Vulkane auf Java sind eine sehr schöne Szenerie.
Auf dem Busbahnhof in Denpasar angekommen, sind wir inzwischen schon seit 24 Stunden unterwegs und legen trotzdem zu: Wir wollen raus aus der Stadt und wollen gleich weiter nach Candidasa, was für den Travellertourismus alles bietet. Das wurde hart!
Nach rund 30 Stunden checken wir im PURI BALI, einer Bungalow-Anlage im tropischen Garten ein und haben für 7 DM am Tag den ersten Bungalow am Meer inclusive Frühstück für alle drei. Endlich können wir wieder genießen!

Im Januar 2016 war ich in der Bungalowanlage nach dem Puri Bali, im Foto direkt dahinter.
In den Körben rechts die Kampfhähne des Anlagenbesitzers

Der Besitzer (Verwalter?) der Bungalowanlage mit seinen wichtigsten Zugehörigkeiten: Sein Sohn und sein Kampfhahn
Das Frühstück für uns drei.
Nach diesem Tag schlafen wir über 12 Stunden durch.
11.01.1990
Umgebung kennenlernen, Einkaufsmöglichkeiten checken, Besorgungen machen. Wir wollen ein Auto mieten und wollen auch tauchen. Abens bei balinesischem Wein am Strand. Bali ist schließlich nicht muslimisch. Es gibt Alkohol und Schweinefleisch. Spanferkel sind ein integrativer Bestandteil jedes Tempelfestes.
Der Likörwein versüßt einen Mondscheinabend am Meer.
12.01.1990
Besorgungen in Kuta und Denpasar. Das wird zum Fiasko. Ich bin den ganzen Tag – auch bei Regen – bis 22.30 Uhr unterwegs und checke erst gegen Abend, dass wir auf Bali 1 Stunde weiter sind. Kein Wunder, dass ich überall zu spät komme..
13.01.1990
Ich miete einen blauen VW-Kübel, eine richtige Wellblechkiste, Cabrio und natürlich Rechtssteuerung. 7 Tage – 120 DM. Wir wissen schnell, dass das auf Bali die beste Methode ist, vorwärts zu kommen und viel zu sehen. Bei der Fahrt rund um Bali oder auch quer durch über den Gunung Agung kommt man jeden Tag zu einem Tempelfest oder/und auch zu einer Beerdigung. 

Wir fahren zuerst zur Goa Lawah – die Fledermaushöhle. Sie ist ein hinduistisches Heiligtum und die Höhle hängt so voller Fledermäuse, dass das Gezänk um die besten Hangplätze fortwährend ist. Außerdem hängen sie nicht nur in der Höhle, sondern auch draußen vor dem Portal. 
Das nächste Ziel sind die Salzgewinnungsanlagen bei Kusamba.
In Klunkgung sehen wir uns das Gerichtsgebäude an mit drastischen Deckengemälden.
Viel Touristenrummel bei der Goa Gajah (Elefantenhöhle).
In Peliatan kommen wir zu einem Tempelfest.
Bei Ubud und von da in Richtung Monkey Forest finden wir ein günstiges und gutes Losmen, das “Agung’s”.
14.01.2025
Unser VW-Kübel streikt und will nicht wieder anlaufen. Eine Australierin, die mit ihrem Mann schon seit 2 Jahren hier wohnt, unterstützt uns und holt einen Mechaniker. Dieser behebt einen Fehler am Zündverteiler. Dann lädt sie uns zu sich ein. Ein traumhaftes Haus, traumhaft gelegen. Bali pur.
Dort gibt es viele solche Traumhäuser. In Privatbesitz, gemietet, von Politikern, Künstern, Industriellen, etc.
Unser nächstes Ziel ist der Monkey forest bei Sangeh.
Man muss wissen, dass man nichts dabei haben darf, was lose ist. Sonst ist es weg. Ich nehme auch einen Stock mit. Das macht Eindruck und verhütet das Schlimmste. 

Nächster Stop ist Bedugul. Eine schöne Tempelanlage am See – aber viel Touri-Nepp.
Wir sind auf 1200 m Seehöhe und können inzwischen Jeans vertragen.
Unser Losmen am Abzweig nach Bedugul ist gut. Auch das Essen ist OK.
15.01.1990
Das Frühstück auf der Terrasse bietet einen grandiosen Ausblick. Hinter uns die Vulkane von Bali und vor uns das Meer mit Sicht bis Lombok.
Weiterfahrt zum Tempel Ulan Danu Beratan, malerisch gelegen.
Die Weiterfahrt durch den Wald höher hinauf gibt uns Gelegenheit, wilde Affenherden sehr nahe zu beobachten. Sie lassen uns sehr nahe kommen, sind aber nicht an Kontakt zu uns interessiert und machen eher ihr eigenes Ding. Das ist bedeutend besser als im Monkey forest.

Affen-Mama mit Kind
Der Boss
Wir genießen die tolle Landschaft mit den Reisfeldern.
Munduk und nach vielen weiteren Orten schließlich Seririt an der Küste. Auf der Straße nach Singaraja biegen wir zu den “Holy Hot Springs” ab. Tropenregen im 40 Grad heißen Wasser ist klasse!
Abends sind wir in Lovina im Losmen “Manggal” und schlemmen im “Superman”.
16.01.1990
Fahrt nach Singaraja. In Sangsit gibt es den alten Tempel Pura Beji aus dem 15. Jh. Weiter nach Kubutambaran.
Hoch am Berg liegt Sembiran, eines der Bali aga Dörfer.
Wir kommen zu einer liturgischen Opferhandlung.
Für mich ist dieser Ort das Highlight des Tages.
Zurück nach Kubutambaran und von dort die Straße zum Batur.
Gegen Abend suchen wir ein Losmen in Kintamani.
17.01.1990
Fahrt am alten Kraterrand entlang. Batur, Kalanganyar, Penelokan. Runter zum See. Hot Springs, damals noch ein Badeplatz für Einheimische ohne jede touristische Nutzung. Wir suchen lange nach einem Losmen, das uns gefällt und landen schließlich im “Siki Inn”. 6 DM, inklusive 3 Frühstück und Mandi außerhalb. Wir machen eine Wanderung in Richtung Gipfel. Allerdings kommen wir im letzten Anstieg in den Nebel und kehren wieder um. 
Mit dem Auto die Straßen hier abzufahren, ist irre. Sie wurden einfach auf die Lava aufgeteert – ein wüstes Gewimmel von dreidimensionaler Achterbahn. Besonders nachts, wenn die Scheinwerfer in den Himmel stechen und erst im letzten Moment zeigen, wo die Straße nach der Kuppe weiterführt.
18.01.1990

Wir lassen uns mit dem Boot über den See nach Trunyan fahren, ein Bali aga Dorf, das brühmt ist für seine Begräbnis-Riten: Die Toten werden offen auf der Erde in dachartigen Abdeckungen aus lockeren Zweigen verwesen lassen. 


Weiterfahrt nach Kayubiki zu einem großen Tempelfest. Weiter über Gianyar und Batubulan. Von da in Richtung Küste. In Baturaji finden wir den schönen Tempel “Pelinggils Sunia Loka”. In Ketewel kommen wir zu einer Art Jahrmarktsrummel mit Hahnenkampf. 
Zwei Besitzer mit den beiden Kontrahenten (in der Hocke) und ein Schiedsrichter mit einem Bündel Geldscheine
Die Tempel von heute:

Am Tempeleingang die beiden Wächterinnen als Symbole für Leben und Tod

19.01.1990
Wir fahren nach Denpasar und checken unsere Optionen für eine Verlängerung des Visums bzw. für eine Aus- und Wiedereinreise, finden aber nur die Option nach Singapur als zeitsparende Möglichkeit. Dann nehmen wir die Straße nach Candidasa und machen einen Stop bei der Goa Lawah.
Vor den Schreinen im Höhlenportal wird immer gebetet
Um die Hangplätze in der Höhle wird so erbittert gestritten, dass viele Fledermäuse an der Felswand im Freien hängen müssen.
In der Dämmerung abends fliegen die Fledermäuse zur Nahrungssuche aus
Am Abend checken wir im AGUNG in einen großen Bungalow ein. 8000 Rupia – 8 DM mit Frühstück.
20.01.1990
Es schüttet. Ich gebe den Kübel zurück und verhandle für ein neues Fahrzeug. Wir wollen tauchen gehen und suchen nach Tauchplätzen und Ausrüstung.
Ansonsten ist das ein Ruhetag mit Tagebuch und Briefeaktion.
Wir sind in der Zeit, bevor es Mails und Blogs gab. Alles lief noch analog.

Briefe wurden tatsächlich noch von Hand geschrieben, kopiert und per Post rund um den Erdball versendet.
Wir waren auf BALI. Also – es gab nicht nur Spanferkel, sondern auch völlig legal Alkohol. Was man kennenlernen muss:


Am Abend gehen wir wieder essen. Wir finden wieder Personen, denen wir auf der Backpacker-Route inzwischen schon bis zu 5 Mal an verschiedenen Orten auf Java und Bali begegnet sind. Die Traveller-Routen funktionieren bestens. Es gibt die Reiseführer für Traveller, die Gästebücher in den Losmen und die Mundpropaganda, die dafür sorgt, dass die besten Tipps immer weiter die Runde machen.
Da wir mit mehreren Backpackern bis nach Mitternacht sitzen, haben die Wirtsleute das Licht ausgemacht, uns eine Petroleumlampe hingestellt und sind gegangen. So einfach ist das.
21.01.1990
Wir bekommen einen knallgelben Suzuki, nehmen noch zwei Traveller mit und heizen nach Denpasar und Kuta.
Auf der Rückfahrt über Sanur kommen wir an einer Bestattung vorbei. Die Toten werden hier traditionell verbrannt. Andere Bestattungsriten gibt es in den Bali aga Dörfern.

Der Scheiterhaufen ist fast niedergebrannt, es gibt einen Hochsitz für den Schamanen und seine Assistentin, Opferplatz und Gamelan-Orchester mit 15-20 Mann unter einem Zeltdach. Alle sind sehr locker, unterhalten sich, rauchen, lachen – keine Trauer oder Lamentieren. Nach dem Niederbrennen werden die Holzstücke aus der Glut geholt und gelöscht. Danach stürmt die Gesellschaft die Brandstätte. Sie schöpfen Asche in Körbchen und jubeln immer wieder. Dem Toten wurden alte holländische Sibermünzen mitgegeben, die nun wieder gefunden werden. Danach erst beginnt die Zeremonie des Schamanen.
Wir fahren bei sindflutartigem Tropenregen nach Tenganan, einem Bali aga Dorf.
22.01.1990
Früh raus, alles packen, Auto holen, Tauchausrüstung abholen – und ab auf die Straße über Karangasem und Kubutambahan am Gunung Agung vorbei nach Tulamben. Dort haben wir detaillierte Beschreibungen, wo das Wrack liegt, zu dem wir tauchen wollen. Es befindet sich rund 50m vom Strand weg in einer Tiefe von 5 bis 30 Metern.


Nach dem Tauchgang donnern wir wieder in 45 Minuten nach Candidasa zurück. Tauchausrüstung abgeben, fertig packen. Der Autoverleiher fährt uns nach Padang Bai zur Fähre nach Lombok. Vier Stunden Überfahrt kosten 3,70 DM für Erwachsene.
Da wir viele Traveller sind, chartern wir gemeinsam ein Bemo nach Sengigi.
Eigener Bungalow am Hang mit zwei Doppelbetten und Terrasse, Mandi außerhalb – 6 DM.

23.01.1990
Überfahrt zu den Gilis.
Auf Gili Trawangan bekommen wir für 12 DM/Tag einen eigenen Holz-Bungalow am Strand mit eigenem gekachelten Mandi – und VOLLPENSION für 3 Personen! Schon das Abendessen am ersten Abend überzeugt.
Hier ist noch alles improvisiert und aus Holz. Keine Straßen, kein Steinhaus, nichts – außer den Holzbungalows und den Vorsorgungen dazu. Alles muss per Boot von Lombok hergebracht werden.
Ich habe mir die Gilis von heute auf google maps angesehen – NEIN, da will ich nie mehr hin!
Ich möchte mir die herrlichen Tage von damals rund um meinen Geburtstag nicht nachträglich versauen…
Ich will noch nicht einmal ein Foto des heutigen Zustandes sehen….
So sah das damals aus:

Blick von der höchsten Stelle auf Gili Trawangan über Gili Meno und Gili Air nach Lombok. Alles grün – bis auf die Holz-Hütten am Strand.

Gili Trawangan von Südost aus gesehen – 1990!
24.01.1990
Erste Schnorchelgänge. Viel gutes Essen und Seele baumeln lassen.
Wir entscheiden uns spontan, bis nach meinem Geburtstag hier zu bleiben und dafür nicht mit dem Schiff, sondern mit dem Flugzeug Indonesien zu verlassen. Das ist ein verdammt guter Ort, um eine gute Woche zu bleiben.

Wie dieser Gili Meno zugewandte Strand – hier im Januar 1990 – wohl im Jahr 2025 aussieht?

Ein kleines Kugelfischchen beim kurzen vorsichtigen Luftschnappen
Wenn diese Mördermuschel mehr als 50kg Gewicht hat, solltest Du ihr keine Chance lassen, Dich am Fuß festzuhalten

Ein traditionelles Auslegerboot der lokalen Fischer
25.01. – 02.02.1990
Ich unterrichte auch Ethik. Aber ich bin alles Andere als esoterisch. Im Grund bin ich kritisch bis skeptisch. Allem, was mit Übersinnlichem zu tun hat, begegne ich mit kritischer Distanz.
Klar, mir fehlte noch eine Erfahrung…

Ein Omelett mit 30 Psylocibinen für 2,50 DM garantieren einen satten 24-Stunden-Trip, nach dem die Welt anders aussieht.
Seither weiß ich, warum es Schamanen, Druiden und Medizinmänner gibt, dass Elfen real sein können und dass vieles, was wir uns nicht vorstellen können, tatsächlich funktioniert.
Es fehlte mir noch an Erfahrungsschatz.
Als ich morgens um 6 Uhr aus der Hütte ging – die ganze Nacht ohne Schlaf – und den Strand bei Ebbe erlebte, was in der Woche davor tagsüber nie der Fall war, griff ich mit der Hand in den Sand, weil ich NICHTS mehr traute.
Mein Schädel fühlte sich im Stirnbereich beim Drüberstreichen mit der Hand wie eine afrikanische polierte Holzfigur an.
Ich möchte diese Erfahrung nicht missen – sie blieb trotzdem einzig … und war wirklich wichtig. Gerade für einen Skeptiker wie mich.
Wenn man bedenkt, dass in Indonesien auf Drogendelikte auch die Todesstrafe stehen kann, war diese Schilderung natürlich Phantasie – ausgelöst durch einen tropischen Inseltraum…

Irgendwann ist jeder Quadratmeter Schnorchelfläche bekannt, die Insel birgt keine Geheimnisse mehr und das Super-Essen ist am Ende doch fast nur nasi campur.
Es wird Zeit, weiterzukommen und nach 2 Monaten Indonesien zu verlassen, um möglichst schnell wieder reinzukommen…
03.02.1990
Boot nach Bangsal auf Lombok. Von dort nach Lembar zur Fähre.
In Padang Bai finden wir ein Losmen und schlafen dort.
04.02.1990
Über Batu Bulan nach Sanur und Kreneng.
Dort auf den Pasar Malam, den Nachtmarkt. Ich erstehe dort 2 große Messer, die ich heute noch habe, für je 10 DM.
05.02.1990
Geld tauschen, Pakete nach Hause senden, uns im Krankenhaus verarzten lassen. Die Kleine und mich hats erwischt. Sommergrippe.
Wir checken die Fluggesellschaften und finden am 11.02. einen Flug für 90 DM pro Person mit der Malaysian Airlines nach Kuala Lumpur.
06.02.1990
Wir besorgen in Kereneng die Fahrkarten nach Surabaya.
Bus zur Fähre, Fähre nach Java, Bus zum Zug, Nachtzug nach Surabaya.
Um 4.30 Uhr kommen wir an und kaufen gleich Tickets nach Yogya. Eine Stunde später fahren wir bei Sonnenaufgang in Richtung Yogya.
07.02.1990
Um 11.15 Uhr läuft der Zug in Yogya ein. Durch den Gang II zum Indonesia, wo “unser” Zimmer gerade wieder frei geworden ist.
Abends kommen die Höfos aus Yogya und wir vereinbaren eine Höhlentour in der Seropan zur Vermessung.
08.02.1990
Wir machen eine Tour zu zweit, um die neu entdeckten Teile möglichst weit zu vermessen.
Mit Didik per Motorrad zum Gebäude der Höfos, Ausrüstung holen. Dann mit dem Bemo über Wonosari zur Gua Seropan.
Diese führt mehr Wasser und ist jetzt schon im Zugang eine richtige Wasserhöhle. Das ist besser als hüfttiefer Lehm!

Didik ist der erste indonesische Höfo, der diese Siphone freitauchend packt.
Am inneren Spit des letzten Seils beginnen wir zu vermessen.
Wir üben einen workflow ein und schaffen in 3 Stunden über 400 m Messzuglänge und mit Skizzieren. Mit MP 26 hören wir am Beginn des 3. Versturzes nach den Siphonen auf. Wir müssen das letzte Bemo noch bekommen, was nicht funktioniert. Ich komme erst um 22 Uhr im Indonesia an. Duschen, essen – es gab ja den ganzen Tag nichts und wir waren heftig am Arbeiten.
09.02.1990
Am übernächsten Tag geht unser Flug von Jakarta nach Kuala Lumpur. Es wird also Zeit, uns die 800 km nach Jakarta auf den Weg zu machen.
Einkaufen, Gespräche, Essen.
Um 19.30 Uhr geht der Nachtzug nach Jakarta.
10.02.1990
Um 7.50 Uhr laufen wir in der Gambir Station in Jakarta ein.
Wir haben die Ruhe, noch einmal mit dem Zug nach Bogor zu fahren.
Was nach der Rückfahrt bei der Gambir Station passiert, ist ein Spezial-Krimi der besonderen Art.
Ich gehe mit der 5-Jährigen voraus und höre hinter mir meine Partnerin rufen. Ich drehe mich um, sehe sie mit ihrem schweren Gepäck auf dem Boden liegen und einen jungen Einheimischen davon rennen. Für eine solche Situation war ich vorbereitet. In meiner 1000-Taschen-Weste war unter den wichtigsten Dinge des täglischen Lebens unter solchen Umständen in der rechten Außentasche auch ein Messer für den schnellen Zugriff untergebracht. Während ich dem Flüchtenden nachrannte, zog ich dieses Messer. Vor der Gambir-Station gibt es eine breite Straße mit vielen Spuren, sehr stark befahren. Der Flüchtende wollte in einen stehenden Bus hinten einsteigen, doch die Tür schloss sich. Als er zur Vordertür rennen wollte, versperrte ich ihm den Weg. Er hatte in der Hand ein Multifunktionswerkzeug, eine Art präparierten Schraubendreher, der als Einbruchswerkzeug für Autos, aber auch als Stichwaffe diente. In diesem Moment der Konfrontaion kamen einige junge Indonesier hinzu, die das Ganze beobachtet hatten. Sie stellten den Angreifer von hinten und brachten ihn auf den Gehsteig. Dort machten sie ihn soweit fertig, dass er sich sicher nicht mehr wehren wollte oder konnte. Als sie mit brennenden Zigaretten in sein Gesicht wollten, stoppte ich den Spuk und erklärte, dass ich mit ihm zur Polizei wollte. Hätte ich gewusst, was danach kam, hätte ich mir das nochmals gründlich überlegt.
In der nächsten Polizeistation mussten wir natürlich zunächst alles erklären. Der Angreifer sah, dass meine Partnerin eine Halskette trug. Er fasste blitzschnell nach dieser Kette, stieß sie dabei um und riss die Kette ab. Diese fand sich später noch innerhalb ihrer Kleidung.
Die Polizisten waren mit Schlagstöcken ausgestattet. Der Boss trug einen Trommelrevolver im Hosengürtel. Der Angreifer wurde geschlagen und vor dem ebenerdigen Gebäude auf den Boden gesetzt. Wir wurden ins Gebäude geführt. Nach unserer Schilderung wurde mir der Stock gereicht. “You wanna beat him?” Als ich verneinte, zog der Polizist seine Waffe, drehte die Trommel durch, reichte sie mir am Lauf: “You wanna shoot him?”
Nach zwei weiteren Polizeistationen – immer höher im Rang – landeten wir schließlich nachts im zentralen Kriminalkommissariat. Auf meinen Hinweis, dass der Beschuldigte einen Arzt brauchen würde, weil er sichtbar wohl einen Jochbeinbruch hatte, kam die abfällige Bemerkung: “Tomorrow he is dead!”
Ich bin davon überzeugt, dass diese Ansage korrekt war.
Einerseits konnte ich mir zeigen, dass ich vorbereitet war und dass ich meiner Verantwortung gerecht werden konnte.
Andererseits muss natürlich auch gefragt werden, ob eine drohende verkappte Todesstrafe angemessen war?
Im Rückblick muss ich sagen, dass dies er einzige Angriff war, den ich bei meinen vielen Reisen je erleben musste. Ich war immer vorbereitet. Mein Expeditionsbus war in dieser Hinsicht komplett durchgeplant. Das Bargeld war in einer Kasse in einem schwer zugänglichen Versteck. Dass aber die wirklichen Bargeldvorräte und die Kopien aller Ausweise in einer weiteren Kasse darunter untergebracht waren, war die eigentliche Versicherung. Was noch alles dabei war, darf ich gar nicht publizieren.
Der Fahrersitz war mit Bewaffnung ausgestattet: Rechts am Sitz ein Messer, hinter dem Sitz an der Wand eine Machete und ein handliches Beil in Klemmhalterungen.
Ich hatte nicht nur einen Gitterschutz für die Winschutzscheibe, sondern Janis, mein Schäferhundmischling, schon als sehr junger Welpe von mir erzogen und auf mich fixiert, waren eine gute Versicherung.
Und alles wurde bei rund 100.000 km Reisen über Jahre hinweg nie wirklich als Notfallversicherung gebraucht.
Dieser doch eher harmlose Angriff in Jakarta war das Einzige, was wir erleben mussten – was für den Angreifer aber wohl tödlich endete.
Nach dieser völlig unvermuteten Aktion mussten wir noch packen. Um 4 Uhr kamen wir für 3,5 Stunden zum ersten Mal nach 45 Stunden wieder dazu, in einem Bett zu schlafen. Das sind die Durststrecken, die man als Backpacker ebenfalls durchhalten muss. Keine vorgebuchte Hotel-Annehmlichkeit.
11.02.1990
Wir mussten nochmals zum Kriminalhauptkommissriat, um Formalitäten zu erledigen. Der Beschuldigte lag immer noch unversorgt auf dem Boden. Dann mit dem Linienbus zum Flughafen.
Im Immigration-office ein kritischer Blick – Einreise 11.12., Ausreise 11.02. – Stempel, alles OK.
Erst nach dem Abheben geht der Spuk der letzten 2-3 Tage langsam zuende. Das Essen schmeckt. Sogar die Kleine schlägt zu und verdrückt ihre Portion Hähnchenbrust mit Kartoffeln, nachdem sie auf Java und Bali vornehmlich auf nasi putih dan telur mata sapi (weißer Reis mit Spiegelei) bestand, abwechselnd mit Nudeln.
Ich zitiere aus meinem Tagebuch:
“Ich leiste mir 3 Rotwein und einen Scotch und fliege nach der Landung weiter.”
Mit dem Bus fahren wir gleich in die Chinatown in Kuala Lumpur, wo wir im Colonial Hotel ein Zimmer für 14 DM/Nacht finden.
Danach ein erster Bummel durch Chinatown.
Wir sind in einer anderen Welt gelandet.
Was sofort auffällt, ist das Gemisch von Völkern und Kulturen. Kuala Lumpur ist wohl die multikulturellste Stadt der Welt.
Am Zeitungsstand gibt es nicht nur mehrere Sprachen – nein, MEHRERE SCHRIFTEN! Genauso auf den Verkehrsschildern.
Und natürlich die Menschen und ihre Kleidungen.
Hinzu kommt die Architektonik der Stadt. Allein schon der Hauptbahnhof ist eher ein Palast aus 1001 Nacht als ein Funktionsbau. 
Nach dem Essen fallen wir ins Bett und schlafen zum ersten Mal nach 3 Tagen wieder tief und fest durch.
12.02.1990
Wir checken die Reisemöglichkeiten hier. Ich interessiere mich natürlich für die Batu-Höhlen. Und dann die Rückreise nach Indonesien. Alle Fähren aus Malaysia nach Indonesien sind ausgebucht. Eine Alternative wäre die Weiterreise nach Singapur und von dort aus nach Indonesien.

Wer sich in Bahasa Indonesia eingefühlt hat, der kommt auch ich Malaysia sprachlich durch – wobei natürlich Englisch die Brückensprache in diesem Gemisch der Kulturen darstellt.
13.02.1990
Frühstück in der Bäckerei um die Ecke. Geld tauschen in der Bank ist schlecht – mieser Kurs und viel umständlicher Zirkus mit Pass, etc. Beim Money changer nebenan geht das bedeutend eleganter.
Wir nehmen den Bus zu den Batu Caves (Mercedes 309).
Schnell haben wir verstanden:
Wir kommen 2 Tage zu spät.
Damit haben wir das größte hinduistische Festevent der Welt verpasst.






Es ist ärgerlich, 2 Tage zu spät zu sein.
Trotzdem ist die Höhle und der Ort insgesamt die Anreise wert.
Zurück in Kuala Lumpur treffen wir Traveller, die wir schon aus Yogya kennen und welche, die wir auf Gili Trawangan kennenlernten. Wie klein ist doch SO-Asien und wie eng sind die Traveller-Routen…
Wir entschließen uns noch, ins Kino zugehen: Back to the future II, englisch mit malayischen und chinesischen Untertiteln. Köstlich!

Eine 5-Jährige, die sich in Indonesien hauptsächlich mit weißem Reis mit Spiegelei und Schoki aus dem Tetrapack ernährte, stürzt sich natürlich in Chinatown auf die chinesischen “Spaghetti”. Warum aber muss das nur mit den blöden Stäbchen sein?

14.02.1990
Wir fahren mit dem Bus nach Malakka. Die Strecke führt durch viele Ölpalmfelder. In Malakka finden wir das uns empfohlene Kancil. Gut und günstig. 15 DM/Nacht. Den Abend verbringen wir beim chinesischen Koch, essen fürstlich und haben danach insgesamt 6 DM ausgegeben.
15.02.1990
Wir mieten Fahrräder, um die Stadt zu erkunden. Einkaufen und Moscheebesuch. 
Dann gehen wir ins Schwimmbad. Die 5-Jährige kann alles abrufen, was ich ihr beigebracht habe und checkt eine Meisterleistung: Ich liege in 2m Tiefe ausgeatmet auf dem Beckenboden, sie taucht zu mir ab, atmet aus und legt sich eine Weile neben mich. SUPER!
Nach einem Essen beim Chinesen fahren wir zum Hügel “Bukit China”. Gräber, Jogger, Ausblick, Eidechsen.
Über Chinatown fahren wir mit den Rädern wieder zurück ins Kancil.
16.02.1990
Bustickets nach Singapur kaufen, 55 Seiten aktuelle Travellerinfos aus dem Gästebuch im Kancil kopieren und ab wieder ins Schwimmbad. Die Kleine hats drauf. Sie sitzt im 2m tiefen Becken in der Hocke auf dem Boden und liegt unten auf dem Bauch. Sie macht das inzwischen auch alleine.
17.02.1990
Mit dem Expressbus nach Singapur. Dort sind die typischen Travellerunterkünfte total überbelegt. Wir bekommen nur noch Platz mit vielen anderen auf Matratzen auf dem Flur. Ich fahre zum Finger Pier und checke die Überfahrtmöglichkeiten nach Indonesien. Keine Vorbestellung nötig, einfach eine Stunde vorher dasein. Das ist eine Ansage. Wir haben keinen Bock auf ein überfülltes Singapur. Da sind wir von Indonesien verwöhnt.
18.02.1990
Finger Peer. Mit dem Express-Katamaran nach Batam. 
Von dort nehmen wir einen schmalen, langen, aber schweren Holzkahn, in den 15 Personen reinpassen. Innenbord-Diesel. Vor der Abfahrt wird über uns komplett mit Planen zugemacht. Und dann erleben wir, warum. Der Diesel röhrt los und wir pflügen durchs Wasser, die Bugwellen über uns. Nach einer guten Stunde Fahrt landen wir in Tanjung Pinang.
Wir haben hier 2 Tage Zeit. Das ist zu wenig für das, was hier geboten wird. Viele Holzhäuser stehen auf Holzplattformen über dem Meer. Man muss schon aufpassen, um nicht durchzubrechen.
Abends gehören die Straßen den Kochkünstlern. Jeder Koch hat mindestens einen fauchenden großen Gasbrenner und ein Holzfeuer, um den Reis warm zu halten. Es gibt Seafood in allen Variationen. Die Köche sind virtuose Hexenmeister. Wir können beobachten, wie einé Gruppe von 9 Chinesen wohl einen Monatslohn verjubelt. Zu reichlich Bier gibts Meeresschnecken und Muscheln, immer mit Gemüsen und Gewürzen und Soßen, Prawns, Fisch, Krebse mit Ei und Nudeln (die Krebse kunstvoll gemacht, zuerst geteilt, ausgenommen, geknackt, besonders den Kaviar drin gelassen, in Öl schwimmend angegart, mit Gemüse und Gewürzen gebraten oder gedünstet, Ei dazu, dann Nudeln) und weitere Gerichte.
Wir bescheiden uns mit Nudeln, Ei und Prawns.
Hier ein paar Tage von Seafood leben ist ein Traum.
19.02.1990
Sightseeing, Einkauf der Tickets für die morgige Überfahrt nach Sumatra, Bootsfahrt nach Senggarang. Abens auf den Pasar Malam, den Nachtmarkt – natürlich zum Essen.
20.+21.02.1990

Um 13 Uhr kommt endlich unser Kahn. “Santiago” sein klingender Name. Das ist aber auch schon alles. Der Rest ist riskantes Abenteuer pur. Ein echter Seelenverkäufer. Ein Haufen alter Planken und Bretter mit etwas rostigem Eisen dazwischen. Keine Rettungsboote, -ringe oder -westen. Absolut NICHTS, was einer Art von Sicherheit dienen könnte. Keine Verpflegung für 3 Tage und zwei Nächte, kein Tisch, kein Stuhl. Alles, was gebraucht wird, muss mitgebracht werden. “Deck” gibts nur auf dem Dach der Steuerkabine, die auch nur eine Holzkiste ist mit Dachpappe drüber. Innen ist alles nur eng. Die “Kabinen” sind zwei Räume, vollgestellt mit hölzernen Stockbetten, jedes so lang, dass ich gerade reinpasse und süostasiatische Normarschbreite. Die Gänge dazwischen so eng, dass ich nur mit verdrehtem Oberkörper durchkomme. Aneinander vorbeigehen ist unmöglich. Im Notfall ist das eine Mausefalle. Man muss also IMMER auf ALLES gefasst und vorbereitet sein. “Deckklasse” bedeutet, im Raum darunter auf dem Boden pennen, 60cm hoch zwischen “Kabinen” und “Laderaum”. Nach europäischen Verhältnissen einfach nur kriminell. Wir ahnen, wie wichtig hier die Versicherungsbelege sind.
Interessant ist, dass beim Boarding die Tickets getauscht werden, weil der Kahn ein anderer ist als ursprünglich geplant. Dasselbe wiederholt sich am nächsten Tag an Bord nochmals. Ich ahne, dass dies Taktik ist, mache die Versicherungsbelege ab und verwahre sie gut.
Einzige Technik an Bord: Zwei schwere Schiffsdiesel (einer läuft, am anderen wird immer geschraubt) und eine Autohupe als Signal zwischen Steuerkabine und “Maschinenraum”. Kein Radar, kein Funk, kein Echolot. Kein Wunder, dass der Kahn beim ersten Zwischenhalt in Selatpanjang im Schlamm festfährt.
Wir lassen uns den Spaß nicht verderben und sind eine muntere Clique auf dem Dach der Steuerkabine.
22.02.1990
Wir fahren auf Sumatra den Fluss Siak hoch. Das ist der interessanteste Teil unserer Fahrt. Es gibt immer viel zu sehen, weil das Ufer oft nur 10m weit weg ist.
Ankunft am Anlegesteg, der zu Pekanbaru auf Sumatra gehört.

Wir suchen gleich eine Möglichkeit, mit dem Bus weiterzukommen, was auch funktioniert. Die Fahrt geht nach Bukittinggi. 
Zunächst im Tal den Fluss entlang nach Bangkinang. Bald darauf in die Berge. In Rangkalankotabaru Essenspause. Kurz nach 18 Uhr kommen wir in Bukittinggi an. Im “Wisma Bukittinggi” bekommen wir ein Zimmer für 5 DM/Nacht. Und im “Canyon Coffee Shop” bekommen wir ein Essen, das den zweiten Platz nach dem N.N. in Yogya von uns zugewiesen bekommt.
Heute haben wir zum ersten Mal wieder ein richtiges Bett und auf über 900m Seehöhe auch angenehme Temperaturen. Wir schlafen super.
23.02.1990
Heute fallen zwei wichtige Entscheidungen:
Wir beschließen, für morgen die Minangkabau-Tour zu buchen. Außerdem buchen wir für den 28.02. den Bus – 34 Stunden nach Jakarta, über 1200 km, 45 DM komplett für uns alle.
Der Zoo ist eine frustrierende Erfahrung.

Auf einer Insel, wo es noch Nashörner gibt, geizen auch die Käfer nicht
24.02.1990
Wir haben mit ingesamt 20 Personen (in zwei Bemos) die geführte MINANGKABAU-Tour gebucht. Wir fahren über Baso und Tabek Patah. Wir lernen Pflanzen kennen: Lemon Gras, Kakaosträucher, Zimtsträucher (mit grünen und nach oben roten Blättern), Pomelo-Baum, Susak. Wir wandern durch ein Dorf mit Kaffeemühlen, die mit Wasserkraft betrieben werden. Dann kommen wir ins Zentrum der Minangkabau-Kultur: Batu Sangkar. Versammlungshäuser, Prunkhäuser, normale Wohnhäuser – alle in traditioneller Holzbautechnik. Typisch sind die an den Giebeln spitz hochgezogenen Dächer, an die Hörner von Stieren erinnernd. Die Kultur basiert auf dem Prinzip der matrilinearen Erbfolge, was bedeutet, dass Haus und Grundbesitz den Frauen gehört. Ein Junge muss, sobald er geschlechtsreif wird, in einem separaten Männerhaus wohnen und hat erst wieder das Recht, in einem Familien-Haus zu wohnen, wenn er heiratet.
Wir fahren am Singkarak-See entlang, ein Kratersee mit 9-21 km Größe. Danach Kota Baru.



Den Abschluss bildet ein Büffelkampf in Batagak.
Hunderte von Männern und drei mächtige Büffel mit ihren Besitzern. Die Atmosphäre ist greifbar.
Der erste Kampf zeigt, worauf es ankommt. Die Büffel wollen sich nicht mit den Hörnern verletzen. Sie knallen die Schädel aneinander, Gesichter auf dem Boden, Schnauzen am Boden zurück. Es geht darum, den anderen vom Platz zu drücken. Das ist oft sehr statisch und mit wenig Bewegung. Aber die eingesetzte Kraft gibt die Illusion, dass der Boden bebt. Manchmal stürmt der unterlegene Stier vom Platz. Dann kann es gefährlich werden. Es ist schon passiert, dass dabei ein Mensch getötet wurde. Das unterscheidet den Bullenkampf auf Sumatra vom Stierkampf in Spanien.


25.02.1990
Gemütlicher Tag mit anderen Travellern in Restaurants.
26.02.1990
Ausflug per Bus zum See Maninjau. Ich bin erkältet und kann den Tag nicht genießen. Die Kleine tobt mit einheimischen Kindern im Wasser.
27.02.1990
Letzter Tag ohne Transport. Diesen Tag müssen wir nutzen, um die Höhle Desa Durian in Kamang zu sehen.
Diese war schon benutzt und ist mit vielen Einbauten und Inschriften versehen. Eine Schrecksekunde bescheren die plötzlich im Taschenlampenkegel auftauchenden lebensgroßen Figuren, die an Personen erinnern, die in der Höhle während Unruhen überleben konnten. 


Nach einer ausgiebigen Tour gehen wir zum Dorf, waschen uns und essen etwas. Rückfahrt nach BT.
28.02.1990
Unsere Busfahrt beginnt am frühen Nachmittag.
Wir genießen die lange Fahrt quer durch Ost-Sumatra.
01.03.1990
Gegen 21 Uhr sind wir an der Fähre nach Java.
02.03.1990
Gegen 7 Uhr kommen wir in Jakarta an.
Reconfirm bei Saudia.
Im Jusran bekommen wir wieder ein Zimmer.
03.03.1990
Großer Einkaufstag!
04.03.1990
Ausschlafen, zuhause anrufen, gut essen.
Schwimmbad, Vergnügungspark.
05.03.1990
Abflugtag. 17.30 Uhr Start in eine lange Nacht.
06.03.1990
6.30 Uhr Landung in Frankfurt.
10 Uhr zuhause.