Franzjörg Krieg als Fotograf

Franzjörg Krieg als Fotograf

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Kalamata 1974

In den Sommerferien 1974 fuhren wir zum ersten Mal mit dem Auto nach Griechenland. Unser kleiner Peugeot 5-Türer hatte außer komplettem Campingequipment noch Tauchausrüstung und ein Wiking-Schlauchboot mit Außenborder geladen.

Jugoslawien mit der damals brutalen Fernverkehrsstrecke Zagreb – Belgrad in übelster Landstraßenqualität mussten einfach mmöglichst ohne Übernachtung abgehakt werden.

Unser erstes wirkliches Ziel war dann die Akropolis.

Beim Kap Sounion ließen wir zum ersten Mal das Boot zu Wasser.

Überall auf dem Meeresgrund lagen Amphorenscherben

Und dann kam der 20.07.1974

Ich zitiere aus meinem Tagebuch:

Wir übernachten auf einem Campingplatz, der fast nur von Griechen genutzt wird zwischen Piräus und Korinth. Ich stehe früh am Morgen auf und versuche, mit meinem großen Grundig Satellit einen deutschsprachigen Sender zu finden. Über einen Schweizer Sender erfahre ich, dass die türkische Armee auf Cypern einmarschiert ist und dass Griechenland und die Türkei wechselseitig den Krieg erklärt haben. Auf allen griechischen Sendern kommt nur noch Marschmusik. Wir unterrichten die Griechen auf dem Zeltplatz, die sich gegenseitig informieren, ihre Rundfunkgeräte anmachen und die von Marschmusik begleiteten Nachrichten hören. Leute rufen, rotten sich zusammen, Frauen weinen. Dieser Aufruhr dauert bis nach Mittag. Schnell ist klar: Benzin und Milch ist für die Armee rekrutiert und – wenn überhaupt – nur noch in kleinen Mengen zu erhalten. Die Tankstellen nehmen keine Benzingutscheine mehr an. Alle Männer im wehrpflichtigen Alter werden eingezogen und müssen nach Athen. Die Armee marschiert auf die türkische Grenze zu. Es gibt erste Kämpfe und Verlustmeldungen. Die Banken sind zu. Es wird befürchtet, dass die Grundnahrungsmittel knapp werden. Die Griechen auf dem Zeltplatz sind verzweifelt und schimpfen über die Scheiß-Regierung, die sich Democratia nennt, die keiner gerufen hat und keiner haben will und die ihnen  jetzt noch das eingebrockt hat. Oben auf der Schnellstraße fahren Panzerkolonnen.

Wir bleiben noch zwei Tage auf dem Campingplatz, um die Entwicklung abzuwarten, bevor wir weiter auf den Peloponnes fahren. Am 23.07.1974 tritt die Regierung zurück. Es wird überall gefeiert. Auch wir feiern mit den Griechen auf dem Zeltplatz.

Am 24.07.1974 machen wir eine erste Rundfahrt auf dem Peloponnes: Isthmus, Alt-Korinth, Mykene, Agamemnontempel, Tiryns.

Olympia:

Am 28.07.1974 in einer Taverne in Finike an der Südwestspitze des Peloponnes:

Am 03.08.1974 landen wir in Kitries, einem kleinen Fischerhafen, 11 km von Kalamata, am Ende der Küstenstraße auf die Mani. Damit hatten wir unser Ziel für die nächsten Jahre.

Damals war das Meer noch voller Leben. Den Fischern ging es gut und der Tourismus war eine willkommene Zugabe – was sich in den kommenden 10 Jahren aber dramatisch ändern sollte. 1974 das Essen aus dem Meer zu holen, war eine planbare Aktion.

Damals gab es auch noch seltenere Meerestiere zu sehen:

Am 16.08.1974 nehmen wir die Fähre von Patras nach Brindisi.

Übermütig zu sein war gegen Ende einer solchen Fahrt von 6 Wochen in Neapel eine natürliche Äußerung:

   

Ankunft zuhause in Rotenfels am 23.08.1974: