2022 hatte ich mich entschlossen, nach vielen Jahren ohne eine Reise in die Türkei, endlich einmal wieder dorthin zu reisen, um meine Freunde dort zu besuchen und um die Entwicklungen der letzten Jahre nachvollziehen zu können. Es sollte die etwa 40. Reise in die Türkei werden. Ein Artikel auf dieser Seite dokumentiert den Aufenthalt.
Zwei Jahre später wiederholte ich den Reiseverlauf in der bewährten Grundstruktur: Eine Woche am Meer, eine Woche in Karaman und zum Abschluss nochmals eine Woche am Meer. Allerdings wählten wir diesmal nicht Alanya, sondern das mir schon seit über 20 Jahren bekannte Hotel GRÜN in Kizilot. Wir hatten dort 2022 einen Kurzbesuch gemacht und Angela wünschte sich genau dieses Hotel für die Aufenthalte am Meer.
Am 10.05.2024 ließ ich einfach alles stehen und liegen, damit wir die Planung umsetzen konnten. Wir hatten Flüge am Nachmittag ausgesucht, um nicht früh aufstehen zu müssen, aber trotzdem nicht zu spät in der Nacht in der Türkei anzukommen.
Am Abend landeten wir in Antalya…
… und kamen in der Nacht im Hotel Grün in Kizilot an.
Es liegt am Meer, ist von Erkan und seiner Familie geführt, hat einen schönen Garten mit Pool und ist beliebt für eine ruhige, familiäre Atmosphäre, den guten Service und das exzellente Essen.
Natürlich bekamen wir am ersten Abend noch ein spätes Essen.
Samstag, 11.05.2024
Zum ersten Frühstück am 11.05. kam noch die Brezel vom Flughafen in Stuttgart hinzu.
Mit dem Bus fuhren wir an diesem ersten vollen Tag nach Manavgat, um den Wasserfall zu besuchen – Manavgat Selalesi.
Eigentlich ist der Wasserfall mit seiner mickrigen Höhe nicht unbedingt spektakulär – aber die Szenerie ist trotzdem so angenehm (bei unter 1 Euro Eintritt!), dass wir in diesen 3 Wochen schließlich auch 3 Mal dort waren.
Am Abend gab es dann den ersten Strandspaziergang.
Wenn ich oben das Esssen im GRÜN lobte, muss ich auch was dazu zeigen…
Sonntag, 12.05.2024
Wir beschlossen, mit dem Bus nach Side zu fahren. Das führte für mich zu neuen Erkenntnissen.
Im Nymphaeon kam das Wasser aus den Bergen in der Stadt an.
Die Ausdehnung der antiken Stadt Side ist gewaltig. Und – es gab schon immer eine private und kommerzielle Nutzung des gesamten Arreals, bevor die Ausgrabungen begannen. Insofern ist die Situation mit derjenigen in der Altstadt von Antalya zu vergleichen. Jetzt geht es nicht mehr um die Konkurrenz von archäologischen und privatwirtschaftlichen Interessen, sondern um die Gleichzeitigkeit beider Elemente.
Die Lösung, die in Side dafür gefunden wurde, ist beeindruckend. Man bewegt sich auf gläsernen Abdeckungen in den Shops und sieht unter sich die archäologischen Befunde. An anderen Orten werden einfach Betondecken über die Befunde gezogen, auf denen die kommerzielle Nutzung stattfindet.
Fast alles ist frei zugänglich. Das Theater ist geschlossen – wohl, weil drin gearbeitet wird. Das Musem ist derzeit auch geschlossen, was Renovierungen geschuldet ist. Ob der letzte gültige Eintritt von 17 Euro angemessen ist, möchte ich gerne einmal selbst feststellen.
In dem weiten Arreal wurden ganze Straßenzüge ausgegraben.
An diesem ersten Besuch in Side wurden wir von einem Gewitter überrascht. Viele sind an diesem Nachmittag richtig nass geworden. Wir fanden einen Unterstand. Als ich nach einem Bier fragte, rannte einer in den Regen und brachte mir eines. Es wurde noch richtig lustig…
Wieder zurück im GRÜN brauchten wir eine heiße Dusche.
Und ein Super-Abendessen…
Montag, 13.05.2024
Wir legen wir einen Pool-Tag ein.
Dienstag, 14.05.2024
Am Morgen kommt Hassan, der Vater von Erkan. Ich kenne beide seit über 20 Jahren.
An diesem Tag erhalten wir das Auto, mit dem wir die nächsten 2 Wochen fahren werden.
Wir machen am Nachmittag eine Fahrt nur nächsten Tankstelle, um vollzutanken und eine kleine Erkundungstour auf der Konya-yol zum ersten Aussichtspunkt.
Am Abend planen wir die Tour in die Berge: An der Südküste hin und über die Berge wieder zurück – wie vor zwei Jahren. Allerdings will ich diesmal bis zum Cennet ve Cehennem (Himmel und Hölle) fahren.
Mittwoch, 15.05.2024
Wir starten unsere Tour in die Berge an der Südküste nach Osten. Schnell sind wir durch Alanya. Wir dürfen uns nicht zu viele Pausen gönnen, wenn wir am Abend in Karaman sein wollen.
Am Marmure Kalesi machen wir den ersten Halt.
Die Anlage ist inzwischen restauriert. Die 3 Euto Eintritt zahlen wir nicht, weil wir keine Zeit haben, den Besuch im Inneren der Anlage zu genießen. So gibt es nur einige schnelle Fotos.
Im Wassergraben vor der Burg sind immer noch viele Sumpfschildkröten, für die allein sich der Halt direkt an der Straße auf jeden Fall schon lohnt.
In Soguksu, wenige Kilometer vor Aydincik strömt eine große Karstquelle ins Meer. Diesmal trinken wir nur kurz was und essen ein Eis. Keine Badeaktion von Angela im “Kalten Wasser” (=Soguksu) wie vor 2 Jahren.
Durch Aydincik fahre ich durch, dann interessiert mich aber doch, was aus der Gilindire geworden ist und ich nehme den neuen Abzweig zur Höhle. Sie ist inzwischen zur Schauhöhle ausgebaut.
Den Eingang haben sie direkt an der Höhlendecke angesetzt.
Die Höhle ist beeindruckend. Die rund 350 Stufen nach unten lohnen sich.
Was aber nicht geschafft wurde, ist der Blick auf das ur- und frühgeschichtliche Potential der Höhle. Ich muss dazu einen Artikel auf meine Speleo-Seite setzen!
Der See unten in der Höhle, der mit dem Meeresspiegel außerhalb korelliert, enthält Süßwasser, das schon im Neolithikum von dort wohnenden Menschen genutzt wurde.
Da ist doch interessant, wie die Höhle im Jahr 2001 ausgesehen hat.
Und es fällt auf, dass bunte Beleutung ein ausgemachter Blödsinn ist. Die Tropfsteine haben selbst viefältige Farben, die von jeder bunten Beleuchtung überdeckt werden.
Die touristische Nutzung hat die Höhle mit unseren Bedarfen von Bequemlichkeit und Interpretation von Natur so sehr überformt, dass ich froh über die Fotos bin, die ich damals davon gemacht hatte.
Und natürlich gingen die gesamten neolithischen Befunde verloren…
Meine Fotos aus dem Jahr 1999 zeigen, dass damals noch viel davon vorhanden war.
Die neolithischen Nutzer hatten sich an den schwierigen Stellen aus Tropfsteinen Treppen gebaut. Teilweise sind diese sekundär versintert. Damit gibt es die Möglichkeit, die Zeit der Setzung der Treppe durch C14-Datierungen eingrenzen zu können.
Im Freien vor der Höhle fanden wir als Oberflächenfund einen Mahlstein aus dem Neolithikum, ein sicheres Zeichen für Besiedelung.
Der Eingang war zwar damals schon gesichert. Ich habe aber erlebt, dass dies niemand interessierte…
Wir müssen nach unserem Besuch am 15.05.2024 feststellen, dass wir – wollen wir noch zum Cennet ve Cehennem – sonst keine Pause mehr machen dürfen.
Also fahren wir nach Silifke durch und danach weiter nach Narlikuyu und hoch zum C+C.
Inzwischen ist dort alles kommerzialisiert. 12 Euro Eintritt und ein Aufzug von oben bis ganz unten.
Wir wollen nicht so viel Zeit investieren und machen nur einige Fotos von außerhalb der kommerzialisierten Zone.
Beim nächsten Mal muss ich mir Zeit nehmen und wieder zum Höhlenportal in 90m Tiefe, um dort nochmals Fotos zu machen.
Ds folgende stammt aus dem Jahr 2006.
In 90m Tiefe setzt ein großer Höhlengang an, der bis -140m führt und unten zugeschwemmt ist. Im Höhlenportal steht die Ruine einer byzantinischen Kirche. Für mich ist das einer der magischsten Orte, die ich kenne.
Wir fahren wieder zurück nach Silifke und durch das Göksu-Tal in Richtung Mut. Dort suchen wir nach einer Toilette und einer Suppe. Wir brauchen einige Zeit und finden danach beides. Die akzeptable Toilette finden wir schließlich in einem amerikanischen Fast-Food-Laden…
Nach Sonnenuntergang kommen wir erst wieder auf die Strecke nach Karaman. Diese wird nicht lustig. Es fängt an zu regnen. Nacht, Regen und eine Bergstrecke. Ich hänge mich meist an einen Lkw.
Erst gegen 21.30 Uhr sind wir im Hotel Demosan.
Donnerstag, 16.05.2024
Am nächsten Tag beschließen wir, das naheliegendste Ziel anzugehen: Das erste Flusstal, das in Richtung Karaman entwässert und dessen Wasser jetzt im Gödet-Stausee landet.
Wir fahren zuerst an den weitesten Punkt, nach Güldere, wo wir vor 2 Jahren wegen einer Straßen-Baustelle aufgeben mussten.
Diesmal kommen wir direkt hin, parken aber einige hundert Meter vor dem kale und gehen zu Fuß.
Angela ist begeistert von der Landschaft und vom kale oben im Felsen. Nicht umsonst wurde der Ort “Sakli Cennet” getauft, der versteckte Himmel. Wir fahren wieder hoch auf die Hochfläche und die nächste Straße ins Tal – bei Pasabagi.
Von dort könnten wir im Tal zum Stausee fahren, wir nehmen aber die Asphaltstraße auf der Hochfläche.
Das reicht für diesen Tag. Schließlich wartet im Demosan noch der Pool und das Hamam auf uns.
Freitag, 17.05.2024
Wir kommen erst gegen 13 Uhr auf die 40km-Strecke nach Ayranci. Dort gehen wir zunächst auf den Friedhof, der vor der Stadt direkt an der Straße liegt. Wir werden von einer Gruppe Besucher und Einheimische angesprochen und sie zeigen uns auf dem alten Teil des Friedhofs, an welcher Stelle das Grab von Bülent ist, der Sohn des Lehrers Arif, der nach seiner Pensionierung als Lehrer zum Bürgermeister wurde. Er hatte mich damals geholt, um Wasser zu finden, was ja gelang. Bülent ist also der Sohn des Lehrers Arif = Arif Hocaoglu. Er war in den ersten Jahren dort ein guter Freund.
Ich zeige Angela auch die Ecke des alten Teils, wo die Opfer des Erdbebens im Bereich Istanbul vom 17.08.1999 bestattet wurden. Es gibt keine Stadt in der Türkei, die damals nicht viele ehemalige Einwohner verloren hatte. Ich war in diesen Tagen in Ayranci und habe mitbekommen, wie das Fernsehen am Anfang überall draufgehalten hatte und einige Tage brauchte, um mit der Tragödie angemessen umgehen zu können.
Jetzt endlich wollte ich Yakup wieder einmal treffen. Mir fällt gar nicht auf, dass Asiye schwarz trägt. Es ist ein Schock, auf die Frage nach Yakup erfahren zu müssen, dass er im Januar an Krebs gestorben war.
Danach fahren wir zum Tunnelausgang des Hisilayik kuyu, wo das Wasser rausfließt, das ich 1990 entdecken konnte. Die DSI, das türkische Wasserwirtschaftsamt, fuhr mit einem 1,2 km langen Tunnel die von mir vermessene Halle an. Der Bauleiter hatte damals meinen Plan an der Wand hängen.
Wir sind dort in einem Bereich um 1600m Seehöhe. Die Bäume dort sind fast ausschließlich Wachholder – ardic.
Auf der Rückfahrt fahren wir durch Ayranci durch und nehmen den Weg am Bahnhof vorbei nach Hüyükburun. Yakups Familie kommt von dort und zwei der insgesamt 8 Brüder wohnen auch noch dort. Das Grab hätten wir nicht gefunden, wenn Kinder es uns nicht gezeigt hätten. Es hat noch keinen Grabstein. Von den Kindern kommen aber welche aus der Familie von Yakup, die direkt neben dem Friedhof wohnen. Natürlich gibt es eine angeregte Runde mit Tee auf dem Hof.
Der neben mir sitzende Bruder hat große Ähnlichkeit mit Yakup und spricht auch ein gebrochenes Deutsch, das fast schon wie ein Dejavu wirkte. Den anderen, dahinter stehenden Bruder hatte ich damals als Muhtar der Gemeinde kennengelernt.
Samstag, 18.05.2024
Wir beschließen, eine Pause einzulegen und in Karaman zu bleiben.
Wir besuchen das Museum und die Burg, kommen in diese aber nicht rein.
Inzwischen haben wir für die Abende etwas Neues entdeckt: Wir sehen die deutschen Istanbul-Krimis über die Mediathek. Das ist für uns in der Türkei ein großer Spaß.
Sonntag, den 19.05.2024
Beim Frühstücken erfahren wir aus dem Fernsehprogramm, dass heute Nationalfeiertag ist. Wir hätten uns noch einer Parade erkundigen sollen, denken aber nicht daran.
Wir beschließen, ins Yesildere-Tal (=Grüntal oder Grünbach) zu fahren. Als ich 1990 dort ankam, war klar, dass ich da bin, wo ich hinwollte. Alles, was ich sehen wollte, gab es hier.
Beim gewaltigen Manazaan-kale hielt ich an. Während Angela zum kale hochging, knüpfte ich Kontakte.
Im Ort Taskale, wo ich eine Quellhöhle (https://speleo.franzjoerg.de/hoehlen-bei-taskale/) damals auf 2500m Länge entdeckt, erforscht und vermessen hatte, halten wir an der Speicherwand mit der dort eingeschlagenen Tas-Cami (=Stein-Moschee).
Da wir im Museum in Karaman über ein Plakat erfahren konnten, dass die Incesu-Höhle (https://speleo.franzjoerg.de/hoehlen-bei-taskale/) inzwischen zur Schauhöhle ausgebaut wurde, fahren wir dorthin. Sie liegt im Incesu-Tal, das an dieser Stelle sehr malerisch ist und auch landwirtschaftlich nutzbare Flächen bietet. Kein Wunder, dass sich jemand ein schmuckes Wochenendhaus dorthin baute.
Angela geht für ein kurzes Stück mit mir in die Höhle, ist dann aber doch lieber draußen.
In dieser unscheinbaren Hütte ist der Zugang zur Wendeltreppe abwärts in die Höhle, die eigentlich nicht weit unter dem heutigen Gelände liegt. Sie ist ein Ergebnis einer Landschaft, die es heute nicht mehr gibt.
Der Bürgermeister, der mich damals in dieses Tal brachte, weil er wollte, dass ich die Quelle erforsche, um eventuell an mehr Wasser zu kommen, wollte aus dieser Höhle ursprünglich einen Käseschacht machen, in dem Tulum Peynir, der traditionelle Käse der Nomaden, reifen kann. Vorbild war für ihn der berühmte Divle Obrug in Ücharman. Dafür ließ er störende Tropfsteine in den ersten Hallen der Höhle “fällen”. Wenn man das nicht weiß, kann man das heute kaum erkennen. In den tagferneren Teilen kann man aber sehen, wie es im Eingangsbereich einmal original ausgesehen haben könnte.
Die bunte Beleuchtung ist natürlich Blödsinn – aber es wird angenommen, dass dies den Geschmack des Durchschnittspublikums trifft.
Auf der Rückfahrt machen wir noch am Gürlevik, der Quellhöhle, die ich 1990 erforschte, Halt.
Die Quelle ist noch da – das Restaurant aber ist heruntergekommen und zerfällt zusehends.
Taskale von der anderen Talseite aus:
Im Ort mache ich noch ein Foto vom Platz, an dem wir 1990 für viele Wochen mit dem Bus standen. Im langgestreckten gemeindeeigenen Bau waren damals (von links nach rechts) der Bäcker (firin), der Metzger (kasab) und ein “Restaurant” (lokanta) untergebracht, das ein bis zwei Mal die Woche eine Mahlzeit zur Verfügung stellte.
Rückfahrt nach Karaman für Hamam, Abendessen auf dem Zimmer und Krimi …
Montag, 20.05.2024
Wir entschließen uns zu einer Fahrt ins Uludere-Tal nach Berendi.
Über den Stausee von Ayranci fahren wir durch Ücharman nach Kiraman. Dort ist die Talsohle breit und intensiv landwirtschaftlich genutzt. Der Zulauf des Kiraman-kale-deresi sorgt für genügend Wasser.
Natürlich müssen wir auch am Köpek balik kaya, dem Haifischfels, anhalten. Angela zeigt einmal wieder einen ihrer berühmten Stunts und legt dem Hai todesmutig die Hand ins Maul.
In Kirmanoglu (“Sohn des Kiraman”) arbeitet die Mutter von Aishe im Hof und erkennt mich gleich. Aishe war etwa im selben Alter wie meine Tochter Lisa. Sie ist in Eregli verheiratet und hat inzwischen 3 Kinder.
Der Rest der Familie ist wohl beim Mittagessen. Die beiden Söhne von Galip kommen hinzu und laden uns ins Haus ein. Mehmet war schon immer derjenige, der den Bauernhof führt. Sein Bruder ist seit 2 Monaten Muhtar der Großgemeinde Berendi mit 5 Dörfern.
Zunächst fahren wir durch Kesir – niemand ist auf der Straße. In Richtung Gökharman – hoch zu den südlichen Yaylas – sieht Angela, dass die Straße immer noch nicht geteert ist. Sie hat Panik vor Geländeeinlagen. Also nehmen wir einen kurzen ungeteerten Weg nach Berendi runter. Dort ist eine Schafherde, was Angela eher lockt.
In der Sonne mit dem Handy Fotos zu machen (ich habe diesmal zum ersten Mal keine Kamera dabei und fotografiere nur mit dem Handy) bedeutet immer wieder, nichts zu sehen und einfach nur blind draufzuhalten. Dass ich nicht die Landschaft im Visier habe, sondern ein Selfie mache, ist dann eben ein Zufallsergebnis.
Die Lage von Berendi am Talhang ist immer wieder ein Foto wert.
Mit dieser Abfahrt haben wir dann doch eine Geländefahrteinlage…
Da auch Berendi wie ausgestorben ist und auch kein Teehaus hat, fahren wir wieder in Richtung Ayranci. Vor der Straßenbiegung nach Ücharman in Richtng Stausee biege ich links ins Bugdayli-Tal ab. Unten am Bach ist ein großer Picknickbereich, wo wir Kontakt zu Einheimischen aus Karaman finden und zu einem Tee eingeladen werden.
Ich möchte endlich einmal wieder das kale im Tal sehen. Das wird zum nächsten Schock: Die Idioten haben dort mit Bagger auf der Suche nach “Schätzen” gegraben und die Anlage weitgehend zerstört. Ich bin wütend…
Der Blick von dort auf die große Obstplantage von Yakup ist dagegen wohltuend.
Dass uns zum Abschluss dieser Tour dann noch eine kapitale Schildkröte buchstäblich über den Weg läuft, ist gelungen.
In Ayranci halten wir nochmals an, um ein Stileis zu essen. Dabei entdeckt mich der Friseur, kommt aus seinem Laden und begrüßt mich. Das passt: Ich wollte mir sowieso den Bart schneiden lassen. 20 Minuten Rundum-Pflege für 3 Euro sind konkurrenzlos: Neben der Beseitigung bzw. Kürzung von Brauenhaaren und Nasenhaaren schneidet er sogar das im Nacken störende Innenlabel aus dem T-Shirt.
Danach rieche ich wie ein orientalisches Puff, bin aber perfekt gestylt. Das ist einfach ein MUSS für einen Mann in der Türkei!
Wir können nach Karaman fahren und das Abendprogramm starten.
Dienstag, 21.05.2024
Heute ist der letzte Tag in Karman. Also: Auto waschen und Hasan besuchen. Dieser ist an seiner alten Wohnadressse nicht mehr zu finden. WhatsApp regelt das: Wir bekommen Kontakt und einen Treffpunkt über google maps. Hasan ist gerade in der Innen-Stadt. Wir treffen ihn bei seiner eigenen alten Schule, deren Altbau inzwischen zum Museum gestaltet wurde.
Neben Modellräumen einer alten osmanischen oder einer holländischen Klasse gibt es ein kurioses Sammelsurium von Gegenständen: Dampfmaschinen-Spielzeugmodelle, Röhrenradios, Schreibmaschinen, Werkzeuge… Mir wird klar, dass ich eigentlich mit meinem Besitz mehrere Museen ausgestalten könnte.
Vieles kommt mir aus meiner Kindheit vertraut vor.
Mittwoch, 22.05.2024
Zunächst ein letztes Mal das Frühstücksbuffet des Hotels: Der zweite Gang meines inzwischen standardisierten Früchstücks-3-Gänge-Menus fällt etws üppiger aus.
Das Wetter auf der Bergstrecke ist zu diesig für Fotos und Angela will die Tinaz-Tepe-Höhle unbedingt vermeiden. Also fahren wir zügig zurück nach Kizilot, das ja nicht weit weg von der Stelle liegt, an der die Konya yol aus den Bergen auf die Küstenstraße D400 mündet.
Im Hotel GRÜN beziehen wir wieder das Appartement Nr. 24 im dritten Stock zum Meer hin, wo wir zwei Räume (mit zusätzlichen von uns nicht gebrauchten 2 Betten), einen Balkon auf zwei Seiten und einen Laptoparbeitsplatz mit Blick aufs Meer zur Verfügung haben. Eine Küchenzeile mit großem Kühlschrank rundet das Ganze ab. Es ist einfach nur TOP!
Donnerstag, 23.05.2024
Wir beschließen, nach Side zu fahren. Wir haben Auto und das Wetter wird nicht erneut ein Gewitter präsentieren.
An der Karte kann man die Dimensionen der alten Stadt erahnen.
Überall gibt es “Fenster” in die ursprüngliche Bebauung: Entweder ergraben und offen liegend oder unter begehbaren Glasböden zu sehen.
Das Konzept hat begeisternde Aspekte.
Dazwischen sind ganze Straßenzüge mit Geschäften.
Bei dem Restaurant, bei dem wir anlässlich des Gewitters unterkamen, trinken wir natürlich was.
Wir sind rechtzeitig wieder im GRÜN, um Pool, Strand und den Tagesausklang genießen zu können.
Freitag, 24.05.2024
Gegen Mittag fahren wir nach Alanya und sind um 13 Uhr auf dem Burgberg.
Oben am Eingang warte ich auf Angela, die vorher schon ausgestiegen ist, um zu Fuß nochzugehen und die Aussicht zu genießen.
12 Euro Eintritt/Person ermöglichen uns den Zugang ins Innere der Burganlage, was sich lohnt.
Die schriftlichen Erklärungen sind nicht wirklich umfassend und gut. Den digitalen Führer leisten wir uns aber nicht.
Was wirklich sensationell ist, ist der Ausblick von der Burganlage nach allen Seiten.
Ich habe Lust, etwas zu trinken, während Angela einen Spaziergang an der Strandpromenade machen will. So fahre ich zu unserem Hotel von vor 2 Jahren, wo wir uns verabreden.
Möglich wäre noch eine Fahrt durch das Dim-Tal zum Stausee oder auch ein weiterer Besuch der Dim-Höhle. Das verschieben wir aber auf einen nächsten Aufenthalt und fahren wieder zurück nach Kizilot.
Meer, Pool und ein gutes Abendessen sind ja auch als Anreiz nicht schlecht…
Nach einem Feierabendbier mache ich noch Fotos vom GRÜN in der Nacht.
Wir wissen, warum wir wieder kommen werden …
Samstag, 25.05.2024
Weil es uns am Selale in Manavgat so gut gefallen hatte, fahren wir wieder hin. Die weniger als 1 Euro Eintritt sind gut angelegt.
Damit ist auch gut für heute.
Im GRÜN das übliche Nachmittags- und Abendprogramm.
Sonntag, 26.05.2024
Wir nehmen uns für heute den Köprülü-Canyon vor. Ich habe daran gute Erinnerungen aus der Zeit, in der der Tourismus dort erst in den Anfängen steckte. Ich bin gespannt auf die Veränderungen – und werde herb enttäuscht. Nicht nur eine gute Straße im Bundesstraßenformat führt inzwischen an allem Interessanten vorbei, sondern dort, wo es interessant wird, bommt der Kommerz. Ohne Eintritt geht (fast) nichts mehr. Es wurden auch neue Gebiete erschlossen, die vorher nicht erreichbar waren, z.B. der Tazi-Canyon. Side bringt für alles das zahlende Publikum und sowohl Antalya als auch Alanya sind nicht weit. Rafting ist inzwischen das große Geschäft. Aber auch Seilbahnen sind im Programm.
Angela überrascht einmal wieder mit gewagten Stunts nahe am Abgrund …
Weil es mich nicht reizt, den Kommerz dort mitzubedienen und ich mir eine weitere Enttäuschung in Selge ersparen will, fahren wir wieder zurück ins GRÜN.
Montag, 27.05.2024
In der Nacht gab es ein Gewitter und bis zum Mittag ist es bewölkt mit Donner und leichtem Regen. Als es aufklart, beschließen wir, nach Manavgat zu fahren und uns das Stadtmuseum anzusehen. Das sollte sich als gute Idee herausstellen. Wir parken das Auto in der Nähe des Museums und gehen den Parkstreifen am Fluss aufwärts.
Wir stellen wieder fest, dass Manavgat eine attraktive Stadt ist, die viel zu bieten hat.
Das Museum kostet lächerliche 50 Cent Eintritt (20 TL) und gefällt uns sehr gut.
Die Modelle sind super ausgeführt. Das Beispiel eines osmanischen Stadthauses ist beeindruckend.
Der Fokus des Museums liegt auf Heimatkunde, Brauchtum, Handwerk und nomadische Tradition. Das trifft für mich ins Schwarze. Wir lassen uns Zeit.
Es gibt auch eine Abteilung – wie für mich gemacht.
Das aus drei Bohlen in zur Mitte hin verdickter Form ausgeführte Scheibenrad, wie es bis vor 100 Jahren im osmanischen Reich üblich war. Das viereckige Achsenloch zeigt, dass die Achse mitrotierte.
Die rotierende Achse war nur in eine Gabel am Gestell eingesteckt.
Die Verdickung zur Kontaktstelle mit der Achse in der Mitte des Rades ist gut zu erkennen und hat wichtige statische Funktion.
Ich sollte für mein Museum ebenfalls Ausstellungsräume haben. Die Ausstellungsstücke dafür habe ich in Massen.
Zweimann-Säge
Es dürfte kein Spass gewesen sein, mit diesem Schleifstein zu arbeiten, es gab aber wohl nicht genug gute Steinhauer.
Die hochtechnisierte Form des Scheibenrades, wie es sie in Europa nicht gab, im osmanischen Reich aber Standard war: Zwei konzentrische Kreise aus je 3 Segmenten wurden miteinander und mit einer Nabe verzapft, wobei die Stöße entsprechend gegeneinander verschoben waren.
Wie beim Scheibenrad aus 3 Bohlen wurde das Ganze durch einen Eisenreifen gehalten.
Das Speichenrad gab es ebenfalls.
Ein Diorama eines Cadr auf einer Yayla (traditionelles Nomadenzelt aus schwarzem Ziegenhaar auf der Alm) ist ebenfalls sehr ansprechend gemacht und gefällt besonders Angela sehr gut.
Das normalerweise geschlossene Zelt ist vorne offen, um die Einrichtung sehen zu können. Die Frau entrahmt gerade Schafsmilch. Davor steht der Kessel, in dem die Milch auf dem Feuer abgekocht wird. Rechts hängt die “Sauermilch” in einem Leinentuch, um das Wasser abtropfen zu lassen. Was im Tuch zurückbleibt, ist die Grundlage für den Käse, der gesalzen und in frische Schaf- oder Ziegenfelle eingenäht wird. Diese reifen dann monatelang in Schächten. Der traditionelle Fertigungsprozess verbietet den Handel damit, weshalb Tulum Peynir nur privat zu erhalten ist.
Die Kangal, die Schäferhunde des Ortatoros, sind im Wesentlichen gegen die Wölfe bei der Herde und tragen zu ihrem Schutz geschmiedete Stachelhalsbänder, weil Hunde zum Töten in die Kehle beißen.
Wir stellen fest, dass in einem Raum ein Film zum Leben der Sommernomaden läuft. Er wurde vom TRT produziert und ist allein schon deshalb besonders, weil das Göcmek, der Almauftrieb, tatsächlich noch mit Kamelen gefilmt wurde. Ich konnte ebenfalls ein traditionelles Göcmek erleben – aber ohne Kamele. Ich schaffe es, den Film bekommen zu können, wenn ich nochmals mit einem USB-Stick vorbeikommen werde. Super!
Über dem Gebäude des Museums MKM (Manavgat Kent Musesi = Stadtmuseum von Manavgat) ist eine Brücke, die nur für Fußgänger gedacht ist, aber trotzdem so breit ist, dass sie Tische und Stühle unter einem Sonnensegel zur Verfügung stellt. Großartig! Das Museum hat auch Vitrinen im Freien, womit die Ausstellung nahtlos in die Stadt übergeht.
Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang am Fluss entlang.
Bei der Rückfahrt kann ich endlich das Foto machen, das mir noch fehlt: Angela bei einer der vielen Fake-Polizeikontrollen, die die Autofahrer disziplinieren sollen. Aus der Distanz sehen sie täuschend ähnlich aus und haben sogar funktionierendes solargespeistes Blau- und Rotlicht. Sogar das Kennzeichen ist gekonnter fake: 07 steht für Antalya.
Abends macht Erkan noch Fotos beim Abendessen auf der Terrasse für seinen Status.
Dienstag, 28.05.2024
Um 13 Uhr soll der Vermieter kommen und das Auto wieder abholen. Er kommt nicht. Er sollte das Auto erst am nächten Tag holen. Wir gaben den Schlüssel aber an Erkan.
So wird dieser Tag ein Ruhe- und Badetag.
Mittwoch, 29.05.2024
Wir wurden von Markus, Jasmin und Sohn Elias aus Wiesbaden eingeladen, mit nach Manavgat in den Outlet-Tempel Waikiki zu fahren, was wir gerne annehmen. Dort verabschieden wir uns, damit wir unabhängig stöbern können.
Da wir aber nichts für uns finden können, was uns interessiert, fahren wir mit dem Bus in Richtung Busbahnhof (Otogar) und steigen auf der Strecke in der Nähe des Flusses aus. Beim Schlendern am Fluss entlang spricht uns ein Werber an, ob wir eine 1,5 Std-Flussrundfahrt für 15 Euro/Person mitmachen wollen. Das wollten wir eh schon. Ich handle. Bei 10 Euro sagen wir zu.
Es geht zunächst den Fluss runter bis zum MKM, wo der Kahn dreht und danach flussaufwärts bis zur Sintersperre im Fluss (“Kleiner Wasserfall”) fährt.
Meinen “Stunt” auf dem Bugsteg macht Angela dann doch nicht – zu gewagt!
Der Kapitän füttert auf der Strecke eine Gänseschar und zeigt uns Sumpfschildkröten, die nahe über dem Wasser auf Baumstämmen in der Sonne dösen.
Am “Kleinen Wasserfall” steigen wir alle in ein Dolmus um und werden zum Großen Wasserfall gefahren – im Preis enthalten. Die 30 TL Eintritt zahlen wir dann gerne und kommen damit zum dritten Mal während unseres Aufenthalts dorthin. Für uns passt das super!
Die Rückfahrt beschließt einen gelungenen Ausflug.
Inzwischen kennen wir uns mit den Bussen aus, nehmen den ersten zum Busbahnhof und den nächsten nach Kizilot.
Nach dem Abendesssen machen wir noch einen Strandspaziergang – natürlich mit Fotos im Sonnenuntergang.
Donnerstag, 30.05.2024
Unser letzter ganzer Tag in Kizilot.
Klar: Pool- und Strandtag.
Was ich noch nicht in diesem Tagebuch beachtet habe, sind die Blumen hier in der Türkei um diese Zeit (Pfingsten). Selbst im Ortatoros, wo im August alles ockerfarben und staubtrocken ist, grünt und blüht es überall.
Abends auf der Terrasse fliegt eine Zikade ins Licht und landet auf dem Boden. Das ist die Gelegenheit, endlich einmal eine aus der Nähe zu sehen.
Sie hat die Struktur wie ein Mailkäfer, ist nur größer. Und – ihre Tarnfarbe sorgt dafür, dass sie auf der Baumrinde nicht zu erkennen ist.
Freitag, 31.05.2024
Abfahrtstag.
Das Handy weckt uns gnadenlos um 6.30 Uhr. Wir hatten am Vortag schon fast alles gepackt. Nach einem letzten Frühstück bei Erkan werden wir in einer Transfer-Karosse um 7.30 Uhr abgeholt.
So sind wir schon um 8.45 Uhr bei den Ersten am Schalter im Flughafen. Nur so kommt man an einen Fensterplatz.
Süd-Start aufs Meer hinaus mit Schleife nach Osten. Ich sitze richtig.
Da wir östlich von Istanbul vorbeifliegen und uns erst danach nach Westen ausrichten, kann ich endlich auch einmal wieder Istanbul aus der Luft fotografieren.
Muss ich noch erwähnen, dass wir vor Stuttgart in so fetten und zähen Wolken flogen, dass wir fürchteten, dass der Pilot den Flughafen überhaupt noch wenigstens kurz vor der Landung auf Sicht anfliegen kann?
Landung im total verregneten Deutschland.
Erst Tage danach sollte es besser werden…